Magnificat
Johann Sebastian Bach (1685―1750)
Magnificat in D BWV 243
Magnificat | Chor
Et exultavit | Sopran
Quia respexit | Sopran
Omnes generationes | Chor
Quia fecit | Bass
Et misericordia | Duet Alt, Tenor
Fecit potentiam | Chor
Deposuit potentes | Tenor
Esurientes | Alt
Suscepit Israel | Trio Sopran I, Sopran II, Alt
Sicut locutus est | Chor
Gloria Patri | Chor
Sicut erat | Chor
Collegium 1704 & Collegium Vocale 1704
Václav Luks | Dirigent
Tereza Zimková, Lucia Caihuela | Sopran
Kamila Mazalová, Aneta Petrasová | Alt
Ondřej Holub | Tenor
Tomáš Šelc | Bass
Collegium 1704
Konzertmeister | Helena Zemanová
Violine I | Markéta Knittlová, Petra Ščevková, Jan Hádek
Violine II | Simona Tydlitátová, Eleanora Machová, Martina Kuncl Štillerová
Viola | Dagmar Valentová, Julia Kreichbaum, František Kuncl
Violoncello | Libor Mašek, Hana Fleková
Kontrabass | Luděk Braný
Orgel | Pablo Kornfeld
Flöte | Julie Braná, Lucie Dušková
Oboe | Katharina Andres, Petra Ambrosi
Trompete | Hans-Martin Rux, Astrid Brachtendorf, Marc Deml
Timpani | Daniel Schäbe
Collegium Vocale 1704
Sopran I | Tereza Zimková, Helena Hozová, Kamila Zbořilová
Sopran II | Lucia Caihuela, Pavla Radostová, Marta Fadljevičová
Alt | Kamila Mazalová, Aneta Petrasová, Daniela Čermáková
Tenor | Ondřej Holub, Filip Dámec, Čeněk Svoboda, Krzysztof Mroziński
Bass | Tomáš Šelc, Lukáš Zeman, Martin Vacula, Michał Dembiński
Johann Sebastian Bach
vertonte den biblischen Lobgesang Magnifikat, kurz nachdem er im Jahre 1723 den Posten des Thomaskantors übernommen hatte. In Leipzig bildete der Lobgesang Magnifikat einen regelmäßigen Bestandteil der Gottesdienste, und an gewöhnlichen Sonntagen wurde er deutsch gesungen, doch an bedeutenden Feiertagen, besonders den marianischen wie der Verkündigung Mariä und Mariä Heimsuchung oder Einführung Jesu in den Tempel, wurde er lateinisch aufgeführt.
Es geht um die überhaupt erste große liturgische Komposition, bei der Bach vom lateinischen, nicht deutschen Text ausging, womit er in gewissem Maße die Unterschiede zwischen der katholischen und protestantischen Tradition verwischte. Dasselbe ungewöhnliche Verfahren wiederholte er in der Folge, was die Wahl der Sprache anging, noch einmal im Falle der berühmten h-Moll Messe. Irgendwann um das Jahr 1733 herum, am ehesten anlässlich des Feiertags Mariä Heimsuchung oder einer anderen liturgischen Feier, bereitete er eine neue Version des Magnifikat vor, von der ursprünglichen Tonart Es-Dur nach D-Dur transponiert (BWV 243), und das insbesondere, damit er im Orchester Trompeten verwenden konnte, die in Sachsen üblicherweise in gerade dieser Tonart gestimmt wurden.
Der Text des Lobgesangs stammt aus dem Lukas-Evangelium und es geht um eine Rede der Jungfrau Maria, die schon schwanger mit der heiligen Elisabeth zusammentrifft, ebenfalls in gesegnetem Stand. Interessant ist, dass die übrigen Evangelisten dieses Ereignis überhaupt nicht erwähnen. Bei dem Treffen bewegt sich das Kind, der zukünftige Johannes der Täufer, in Elisabeths Schoß, und Elisabeth erweist Maria die Ehre (diese Rede ist die Grundlage des Gebets „Ave Maria“). Maria antwortet mit einer Rede, in der sie Gottes Macht preist und seine großen Taten. Diese Passage wurde bekannt als Magnifikat („Meine Seele preist den Herrn“). Der Text ruft also zu einer freudigen, feierlichen und erhabenen Atmosphäre auf, die in Bachs Vertonung von Anfang an offensichtlich ist.
Bachs Vertonung schreibt fünf Partien vor (zwei Soprane, Alt, Tenor und Bass) und ein Barockorchester mit Trompeten und Pauken. Die expressive Komposition besteht aus zwölf verhältnismäßig kurzen Teilen, und Bach illustriert mit musikalischen Mitteln geschickt die Bedeutung des biblischen Textes: Bemerkenswert ist zum Beispiel die Wahl der Blechbläser für die Passagen, die den Herrn als siegreichen Kämpfer darstellen, die überraschende Verwendung fast des gesamten Ensembles für den Aufruf „Omnes generationes“ (alle Kindeskinder), der in das meditative Sopran-Solo einfällt, oder die energische und rasante Fuge für den Vers „Fecit potentiam in brachio suo“ (Er übet Gewalt mit seinem Arm).
Zu den gelungensten Passagen der Komposition gehört ohne Zweifel die meditative Arie „Quia respexit“, in welcher den Ersten Sopran die obligate Oboe d̕amore, eine in A-Dur gestimmte, besondere Art der Oboe, die sich durch einen zarteren Alt-Ton auszeichnet. Der amerikanische Musikkritiker Michael Steinberg merkt an, dass Stimme und Instrument sich hier zunächst das Material in einem kontemplativen Duett teilen und die Stimme nachher in einen einfacheren, deklamatorischen Stil übergeht. In ähnlichem Geiste ist auch „Esurientes“, eine liebliche Arie für Alt und zwei obligate Flöten verfasst.
Obwohl es um ein verhältnismäßig frühes Werk vom Gesichtspunkt des Schaffens Bachs aus geht und um eine Rarität bezüglich der gewählten Sprache, wurde das Magnifikat zu einer der beliebtesten Kompositionen Bachs überhaupt, was gerade die große Menge an Aufnahmen und die Zahl der Konzertaufführungen beweist.
J. S. Bach ― Magnificat in D BWV 243
Magnificat | Chor
Magnificat anima mea Dominum.
Meine Seele preist die Größe des Herrn,
Et exsultavit | Sopran
Et exsultavit spiritus meus in Deo salutari meo.
und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.
Quia respexit | Sopran
Quia respexit humilitatem ancillae suae;
ecce enim ex hoc beatam me dicent.
Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut.
Siehe, von nun an preisen mich
Omnes generationes | Chor
Omnes generationes.
selig alle Geschlechter.
Quia fecit | Bass
Quia fecit mihi magna qui potens est,
et sanctum nomen eius.
Denn der Mächtige hat Großes an mir getan,
und sein Name ist heilig.
Et misericordia | Duet Alt, Tenor
Et misericordia a progenie in progenies
timentibus eum.
Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle,
die ihn fürchten.
Fecit potentiam | Chor
Fecit potentiam in brachio suo, dispersit superbos
mente cordis sui.
Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten:
Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind.
Deposuit potentes | Tenor
Deposuit potentes de sede et exaltavit humiles.
Er stürzt die Mächtigen vom Thron
und erhöht die Niedrigen.
Esurientes | Alt
Esurientes implevit bonis et divites dimisit inanes.
Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben
und lässt die Reichen leer ausgehen.
Suscepit Israel | Trio Sopran I, Sopran II, Alt
Suscepit Israel puerum suum recordatus misericordiae suae.
Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein Erbarmen,
Sicut locutus est | Chor
Sicut locutus est ad patres nostros,
Abraham et semini eius in saecula.
das er unsern Vätern verheißen hat,
Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.
Gloria Patri | Chor
Gloria Patri, gloria Filio, gloria et Spiritui Sancto!
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,
Sicut erat | Chor
Sicut erat in principio et nunc et semper
et in saecula saeculorum.
Amen.
wie es war im Anfang, jetzt und immerdar,
und von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen.