Miserere
J. D. Zelenka
Miserere ZWV 56
Collegium 1704 & Collegium Vocale 1704
Václav Luks | Dirigent
Das Konzert wurde in Zusammenarbeit mit Vzlet, dem neuen Prager Kulturpalast, ins Leben gerufen.
SOLISTEN
Pavla Radostová | Sopran
Daniela Čermáková | Alt
Tobias Hunger | Tenor
Tadeáš Hoza | Bass
Collegium 1704
Konzertmeister
Helena Zemanová
Violine I
Veronika Manová, Magdalena Malaá, Martina Kuncl Štillerová
Violine II
Vojtěch Jakl, Jan Hádek, Markéta Knittlová, Petra Ščevková
Viola I
Michal Dušek, Julia Kriechbaum
Viola II
Dagmar Valentová, František Kuncl
Violoncello
Libor Mašek, Hana Fleková
Kontrabass
Luděk Braný
Orgel
Pablo Kornfeld
Theorba
Jan Krejča
Oboe
Katharina Andres, Petra Ambrosi
Fagott
Katrin Lazar
Posaune
Stanislav Penk, Pavel Novotný, Ondřej Sokol
Collegium Vocale 1704
Sopran
Pavla Radostová, Tereza Zimková, Helena Hozová
Alt
Daniela Čermáková, Kamila Mazalová, Aneta Petrasová, Marta Fadljevičová, Filip Dámec
Tenor
Tobias Hunger, Čeněk Svoboda, Tomáš Lajtkep, Krysztof Mroziński
Bass
Tadeáš Hoza, Lukáš Zeman, Martin Vacula, Josef Kovačič
J. D. Zelenka: Miserere d moll ZWV 56
Über das Leben des größten Genies der tschechischen Barockmusik Jan Dismas Zelenka (1679-1745) haben wir nicht viele Informationen und lange Etappen seines Lebens bleiben ganz in Geheimnis gehüllt. Wir wissen, dass er als Sohn des Kantors und Organisten Jiřík Zelenka Bavorovský (1648/9 oder 1655-1724) in Louňovice unter dem Blaník geboren wurde, wo er am 16. Oktober 1679 als Jan Lukáš Zelenka getauft wurde und für weitere Jahrzehnte der Faden seines Lebens verloren geht. Wir wissen nicht, wann und warum der den Namen Dismas annahm, ebenso wie wir nichts wissen über seine Kindheit und Jugend, wir kennen kein Porträt von ihm und auch nicht den Ort seiner letzten Ruhe.
Erst im Jahre 1704 entdecken wir Spuren des fünfundzwanzigjährigen Zelenkas in Prag , wo er zur Aufführung am Jesuitenkolleg des hl. Nikolaus auf der Kleinseite die Musik zu einem Schulschauspiel Via laureata ZWV 245 komponiert. Die Musik zu dieser ersten nachgewiesenen Komposition Zelenkas ist verloren gegangen, und so stammen die ersten erhaltenen Werke erst aus der Zeit um das Jahr 1709 – der erste Teil des Statio quadruplex pro Processione Theophorica ZWV 158 und Immisit Dominus pestilentiam ZWV 58. Auf der Titelseite des Immisit Dominus pestilentiam erfahren wir, dass Zelenka in der Zeit, in der er dieses Werk komponierte und seine Aufführung im Jesuitenkolleg im Klementinum leitete, im Hause des Freiherrn Hartig lebte. Ludwig Joseph von Hartig (1685-1735) war ein bedeutender österreichischer Adliger, kaiserliche Statthalter, großer Liebhaber der Kunst und ausgezeichneter Cembalo-Spieler. Freiherr Hartig war jene Persönlichkeit, die Zelenka die Tür zur großen Welt der Musik öffnete, seine Musikausbildung vertiefte und und diesen für die damalige Zeit schon älteren Anfänger in der Fortführung der Karriere als Musiker unterstützte.
Wahrscheinlich zur Jahreswende 1709-10 erscheint Zelenka schon in Dresden als Kontrabassspieler der Hofkapelle des sächsischen Kurfürsten und polnischen Königs August II. des Starken. Außer einem Stipendienaufenthalt in Wien in den Jahren 1716-1719 und einer kurzen Rückkehr nach Prag aus Anlass der berühmten Krönung des Kaisers Karls VI. zum böhmischen König blieb Zelenka dann bis zu seinem Tod am 23. Dezember 1745 in Dresden. Obwohl er während des langjährigen Dienstes für August den Starken und später seinen Sohn Friedrich August II. häufig die Pflichten eines Kapellmeisters erfüllte, zunächst für den kranken Johann David Heinichen (1683-1729) und später für den Nicht-Anwesenden Johann Adolph Hasse (1699-1783), ist es ihm nie gelungen, eine prominente Stellung am Hofe und den Titel eines Kapellmeisters zu erlangen. Erst im Jahre 1735 wurde ihm – zusammen mit J.S. Bach – der Ehrentitel eines Kirchencompositeurs verliehen, womit jedoch keinerlei materieller Vorteil verbunden war. Trotzdem kann man Zelenkas Karriere für außergewöhnlich erfolgreich halten. Im Lichte der Tatsache, dass im Alter von etwa dreißig Jahren, in dem die meisten Komponisten seiner Zeit den Höhepunkt ihrer Karriere erlebten, dieser Anfänger erst erste kompositorische Erfahrungen sammelt, erscheint seine spätere Karriere als geradezu glänzend. Zelenka befindet sich in Dresden im Zentrum des kulturellen Geschehens eines der glänzendsten europäischen Höfe, arbeitet mit den besten Sängern und Instrumentalisten zusammen und trifft die größten Komponisten seiner Zeit.
J. D. Zelenka: Miserere d moll ZWV 56
Miserere mei
Miserere mei, Deus.
Secundum magnam misericordiam tuam
Secundum magnam misericordiam tuam;
et secundum multitudinem
miserationum tuarum,
dele iniquitatem meam.
Amplius lava me ab iniquitate mea,
et a peccato meo munda me.
Quoniam iniquitatem meam ego cognosco,
et peccatum meum
contra me est semper.
Tibi soli peccavi, et malum coram te feci;
ut justificeris in sermonibus tuis,
et vincas cum judicaris.
Ecce enim in iniquitatibus conceptus sum,
et in peccatis concepit me mater mea.
Ecce enim veritatem dilexisti;
incerta et occulta sapientiae tuae
manifestasti mihi.
Asperges me hyssopo, et mundabor;
lavabis me, et super nivem dealbabor.
Auditui meo dabis gaudium et laetitiam,
et exsultabunt ossa humiliata.
Averte faciem tuam a peccatis meis,
et omnes iniquitates meas dele.
Cor mundum crea in me, Deus,
et spiritum rectum innova
in visceribus meis.
Ne projicias me a facie tua,
et spiritum sanctum tuum
ne auferas a me.
Redde mihi laetitiam salutaris tui,
et spiritu principali confirma me.
Docebo iniquos vias tuas,
et impii ad te convertentur.
Libera me de sanguinibus, Deus,
Deus salutis meae,
et exsultabit lingua mea justitiam tuam.
Domine, labia mea aperies,
et os meum annuntiabit laudem tuam.
Quoniam si voluisses sacrificium,
dedissem utique;
holocaustis non delectaberis.
Sacrificium Deo spiritus contribulatus;
cor contritum et humiliatum,
Deus, non despicies.
Benigne fac, Domine,
in bona voluntate tua Sion,
ut aedificentur muri Jerusalem.
Tunc acceptabis sacrificium justitiae,
oblationes et holocausta;
tunc imponent super altare tuum vitulos.
Gloria Patri
Gloria patri, et Filio,
et Spiritui Sancto.
Sicut erat
Sicut erat in pricipio,
et nunc, et semper,
et in saecula saeculorum.
Amen.
Miserere mei
Miserere mei, Deus.
Gott, sei mir gnädig
Gott, sei mir gnädig.
Nach deiner Güte
Nach deiner Güte und tilge meine Sünden
nach deiner großen Barmherzigkeit.
Wasche mich wohl von meiner Missetat
und reinige mich von meiner Sünde.
Denn ich erkenne meine Missetat,
und meine Sünde ist immer vor mir.
An dir allein habe ich gesündigt
und übel vor dir getan,
auf daß du recht behaltest in deinen Worten
und rein bleibest, wenn du gerichtet wirst.
Siehe, ich bin in sündlichem Wesen geboren,
und meine Mutter hat mich
in Sünden empfangen.
Siehe, du hast Lust zur Wahrheit,
die im Verborgenen liegt;
du lässest mich wissen die heimliche Weisheit.
Entsündige mich mit Ysop, daß ich rein werde;
wasche mich, daß ich schneeweiß werde.
Laß mich hören Freude und Wonne,
daß die Gebeine fröhlich werden,
die du zerschlagen hast.
Verbirg dein Antlitz von meinen Sünden
und tilge alle meine Missetaten.
Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz
und gib mir einen neuen, gewissen Geist.
Verwirf mich nicht von deinem Angesicht
und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir.
Tröste mich wieder mit deiner Hilfe,
und mit einem freudigen Geist rüste mich aus.
Ich will die Übertreter deine Wege lehren,
daß sich die Sünder zu dir bekehren.
Errette mich von den Blutschulden,
Gott, der du mein Gott
und Heiland bist, daß meine Zunge deine Gerechtigkeit rühme.
Herr, tue meine Lippen auf, daß mein Mund deinen Ruhm verkündige.
Denn du hast nicht Lust zum Opfer, ich wollte dir’s sonst wohl geben,
und Brandopfer gefallen dir nicht.
Die Opfer, die Gott gefallen,
sind ein geängsteter Geist; ein geängstet
und zerschlagen Herz wirst du,
Gott, nicht verachten.
Tue wohl an Zion nach deiner Gnade;
baue die Mauern zu Jerusalem.
Dann werden dir gefallen
die Opfer der Gerechtigkeit,
die Brandopfer und ganzen Opfer;
dann wird man Farren auf deinem Altar opfern.
Ehre sei dem Vater
Ehre sei dem Vater und dem Sohn
und dem Heiligen Geist.
Wie es war im Anfang
Wie es war im Anfang
jetzt und immerdar
und von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen.
Gott, sei mir gnädig
Gott, sei mir gnädig.