Das Prager Barockorchester Collegium 1704 veröffentlichte das Programm der kommenden Konzertsaison, welche ab dem Jahr 2015 im Rahmen des Projektes Die Musikbrücke Prag-Dresden parallel in Tschechien und Deutschland, in den vormaligen Schlüsselkulturzentren Europas, von Collegium 1704 organisiert wird. Im Programm spielen Musikschätze des Barocks die Hauptrolle, aber auch wesentliche Werke der späteren Stilepochen. 

„Ständig definieren wir uns als Barockorchester, das barocke Repertoire bildet 80 % unserer Aktivität. Die Ausflüge in die späteren Stilepochen empfinde ich als willkommene Belebung und neue Herausforderung, welche auch beim Publikum großen Widerhall findet, als Bestätigung dafür kann unsere erste Aufführung Beethovens Siebten Symphonie in der abgelaufenen Saison dienen. Weil die Reaktion so stark war, entschied ich auf die „Siebte“ anzuknüpfen und so erklingt in unserer Darbietung  im nächsten Jahr im Februar Beethovens ruhmreiche Eroica. Die Entscheidung gerade dieses Werk ins Programm aufzunehmen hängt auch damit zusammen, das ich in letzter Zeit oft als Gastdirigent in Boston mit dortigem Orchester der historischen Instrumente Handel & Haydn Society wirke. Die Musik um das Jahr 1800 ist der dominante Bestandteil dessen Repertoires und mit Beethoven beschäftigen sie sich viel. Ich wurde gleich zur Realisierung von einigen solchen Programmen eingeladen,“  erklärt der Dirigent und künstlerischer Leiter von Collegium 1704 Václav Luks. Interessant wird laut ihm auch die Konfrontation der Eroica mit Symphonie d moll „La Tempesta“ von Beethovens engem Mitarbeiter und einer einflussreichen Persönlichkeit des Wiener Musiklebens am Umbruch des 18. und 19. Jahrhunderts, Paul Vranicky, im Rahmen eines Konzerts.

Mit der langjährigen Zusammenarbeit mit einer anderen bedeutenden ausländischen Institution, dem Warschauer Institut Fryderyk Chopin, ist auch ein anderer Abzweig aus dem Barocken Revier des Orchesters verbunden. „In diesem Jahr werde ich das polnische Orchester beim Finale des prestigeträchtigen Internationalen Chopin-Klavierfestival dirigieren, welches den historischen Klavieren gewidmet ist. Es erklingen – wie sonst – beide Klavierkonzerte von Chopin. Einige Tage später hören eines von diesen Konzerten auch die Zuschauer im Rudolfinum und in der Lukaskirche, in unserer Einübung mit dem frischen Laureaten des Wettbewerbes als Solisten,“ präzisiert Luks mit Bemerkung, dass der Name des Solisten und auch das, welches Konzert von Chopin Collegium 1704 aufführen wird, das Orchester am 16. Oktober bekannt gibt.

Ein Novemberabend im Rudolfinum und in der Annenkirche führt die Zuhörer zu den Anfängen des Barocks zurück, mit der Musik von Claudio Monteverdi. Seine Marienvesper sind gleichzeitig ein Werk, welches die Richtung vorgegeben hat, wie sich das europäische Denken der künftigen Jahrhunderte entwickeln wird und heute deswegen Bewunderung und Verehrung weckt. In der Atmosphäre um die Adventszeit können dann die Zuschauer im Dvořák-Saal und in der Annenkirche mit Collegium 1704 und Collegium Vocale die Schätze des Hochbarocks auskosten, in der Uraufführung die Missa Corporis Domini von Jan Dismas Zelenka, und den vertonten Marienlobgesang, bekannt unter dem Namen Magnificat, eines von den beliebtesten Stücken von Johann Sebastian Bach überhaupt.

Händels Messias in einer legendären Aufführung durch das Collegium 1704 und das Collegium Vocale 1704 im April 2011

Mit einer außerordentlichen Popularität ist schon von Anbeginn das Werk eines weiteren barocken Großmeisters, einer sächsischen Größe, Georg Friedrich Händel, verbunden. Sein Oratorium Messias wird den Dvořák-Saal im Rudolfinum und die Annenkirche im März nächsten Jahres beherrschen. Die Soloparts übernehmen internationale Spitzenvokalisten: belgische Sopranistin Deborah Cachet, amerikanische Altistin Avery Amereau, der polnische Tenor Krystian Adam und der italienische Bass Luigi De Donato.

Der zuletzt genannte wird auch der Hauptprotagonist des letzten Premiere Programms der Saison mit dem Namen Il Polifemo sein. Luigi De Donato wird zusammen mit Collegium 1704 den Zuhörern unterschiedliche barocke Vertonungen der altgriechischen mythologischen Geschichten vorstellen, des einäugigen und dreifingrigen Kyklopen Polyphem.

Den visuellen Stil der Saison dominieren wieder die poetischen Illustrationen des Theatermachers und bildenden Künstlers Matěj Forman. Diesmal geht es um die Auswahl seiner ehemaligen Illustrationen für den Verlag Albatros, ursprünglich zu dem Buch von   František Hrubín mit dem Namen Od jara do jara (Von Frühling zu Frühling).