Auf dem Programm des von Václav Luks geleiteten sinfonischen Konzerts mit dem Titel Apotheose des Tanzes standen die Werke der drei großen Meister der so genannten Wiener Klassik, die auf eine authentische Weise, unter Einsatz von zeitgenössischen Instrumenten, dargeboten wurden. Diese Werke gelten als eine großartige Synthese der vorherigen musikalischen Entwicklung und zugleich als Vorbild und Inspiration für die kommenden Generationen. Im Dvořáksaal des Rudolfinums erhallten am 14. Februar die Beethovens 7. Sinfonie, danach eine der Londoner Sinfonien Joseph Haydns, sowie die Ouvertüre zur Oper La clemenza di Tito von Wolfgang Amadeus Mozart.

La clemenza di Tito war eigentlich die zweite Oper, die Mozart speziell für Prag schrieb. Es handelte sich dabei um ein für die Krönung Leopolds II. zum böhmischen König im Sommer 1791 von den böhmischen Ständen kurzfristig bestelltes Stück. Mozart wandte sich bei diesem Spätwerk zu dem Genre der italienischen Oper wieder zu. Während diese Oper bei den erhabenen Höflingen kaum positives Echo fand, war sie hingegen bei den Bürgern Prags besonders beliebt, wurde mehrmals aufgeführt und im Jahre 1807 nahm durch eben diese Aufführung des Tito die italienische Operngesellschaft für immer Abschied von Prag.

Joseph Haydn wird zwar üblicherweise als erstes Mitglied des Wiener Dreifachgestirnes genannt, überlebte jedoch seinen um vierundzwanzig Jahre jüngeren Kollegen um sechzehn Jahre und schuf seine Hauptwerke erst nach Mozarts Tod. Zu diesen Werken zählen auch die so genannten Londoner Sinfonien, für ein breites Publikum bestimmte Kompositionen, die er für eine häufig besuchte, von dem in England wirkenden Geiger Johann Peter Salomon veranstaltete Konzertreihe schrieb. Viele von diesen populär gewordenen Kompositionen wurden allerdings mit verschiedenen Beinamen versehen, unter denen sie bis heute bekannt sind. Die Sinfonie Nr. 98 B-Dur erhielt zwar keinen, ihr zweiter Satz wird nichtsdestoweniger als Haydns „Requiem für Mozart“ bezeichnet – sozusagen als Ehre, die der Komponist seinem verstorbenen Freund erweisen wollte. Haydn fing zwar mit den Arbeiten an dieser Sinfonie wahrscheinlich bereits im Sommer 1791 an, er beendigte sie aber erst nachdem er vom Tod Mozarts versichert worden war.

Wegen ihres zweiten Satzes wurde ebenfalls die 7. Sinfonie Ludwig van Beethovens berühmt; diese wird der Höhepunkt des musikalischen Abends im Rudolfinum sein, der den Titel Apotheose des Tanzes trägt. Allerdings genau dieses Wortgefüge wurde im Zusammenhang mit dem Werk Beethovens angeblich von Richard Wagner benutzt, der auf diese Art und Weise auf die Verwandtschaft der orchestralen Musik und des Tanzes hinweisen wollte.

„Beethovens originelle, borstige Handschrift hinterlässt bis heute einen gewaltigen, hinreißenden Eindruck. Wagners Aussage beschreibt  meines Erachtens treu den Charakter der gesamten Sinfonie, ein Tanzwirbel ist insbesondere für den ersten und vierten Satz charakteristisch. Darüber hinaus bin ich der Überzeugung, dass man ebenfalls in dem zweiten Satz eine Prise von „Tänzlichkeit“ finden kann, obwohl er meistens als ein Trauermarsch interpretiert wird. Allerdings wurde dessen Tempo von Beethoven als Allegretto bezeichnet, es würde also zu dieser Komposition durchaus  passen wenn sie von der düsteren Gravität, mit der sie so oft interpretiert wird, befreit  werden würde. Wir werden es auf jeden Fall anstreben.“ deutet Václav Luks, der Dirigent und künstlerische Leiter des Collegium 1704, sein Interpretationsvorhaben für die Durchführung des berühmten Werkes Beethovens im Rudolfinum an. „Beethoven hinterließ uns zwar metronomische Angaben, die oft ein sehr schnelles Tempo vorschreiben, aber wir wissen zugleich, dass sowohl Beethoven selbst, als auch sein Schüler Carl Czerny die Ansicht vertraten, dass eine metronomische Angabe lediglich das Anfangstempo bestimmt, einen Ausgangspunkt sozusagen, mit dem dann weiter gearbeitet werden muss. Sie waren bereit, mit diesem Tempo wesentlich mehr zu spielen, als wir es heute für üblich halten. Die Zuhörer können also in dieser Hinsicht, in Vergleich zu dem, was sie von den modernen Orchestern zu hören gewohnt sind, bedeutende Unterschiede wahrnehmen“, fügt Luks hinzu.

Die Apotheose des Tanzes  stellt eines der künstlerischen Projekte des Collegium 1704 dar, in denen sich das Ensemble bemüht, eine authentische Interpretation derjenigen musikalischen Werke zu bieten, die in anderen Epochen entstanden waren, als in der Barockzeit, welche die Weltberühmtheit des Orchesters begründete. Im Jahre 2021 studierte es zum Beispiel für das Kultur- und Musikfestival Prager Frühling den sinfonischen Zyklus Mein Vaterland von Bedřich Smetana erfolgreich ein, während es im vorigen Jahr in Zusammenwirken mit dem Pianisten Lukáš Vondráček auf dem Warschauer internationalen Festival Chopin i jego Europa das Konzert G-Moll für Klavier und Orchester von Antonín Dvořák aufführte. Im Januar dieses Jahres gastierte Václav Luks bereits zum dritten Mal auf dem Dirigentenpodest des berühmten Bostoner Orchesters Handel and Haydn Society, das ebenfalls zeitgenössische Musikinstrumente einsetzt. In diesem Fall ertönte gleich an zwei Abenden Beethovens Eroica.