Dirigent und künstlerischer Leiter von Collegium 1704 Václav Luks hat aufgrund der Residenz in Glyndebourne schon zum zweiten Mal die Leitung des Londoner Orchesters der historischen Instrumente Orchestra of the Age of Enlightenment übernommen. Die neue szenische Aufführung der Oper Semele von Georg Friedrich Händel sahen die Zuschauer in der Festivalpremiere am 23. Juli. Bis zu Ende August haben die Organisatoren 11 Reprisen geplant.

Festival in Glyndebourne ist eine große und prestigeträchtige Veranstaltung, das größte Opernfestival in England, eins der wichtigsten in Europa. Fast ausschließlich treten hier im Rahmen des Festivals Künstler von den britischen Inseln auf und Händel nimmt traditionell in seinem Programm eine sehr wichtige  Stelle. Die Einladung zu der Einstudierung von Händels Oper in England, welche ich von den Organisatoren schon von vier oder fünf Jahren bekommen habe, schätze ich sehr, um desto mehr , das ich hier als einer von den wenigen Gastkünstlern bin. Ich freue mich sehr auf die ganze typisch britische Atmosphäre. Bis jetzt hatte ich die Möglichkeit nur mittelbar zu verfolgen. Außer vom Opernhaus in Glyndebourne bildet diese auch das sehr kultivierte, gebildete, anspruchsvolle britische Publikum, welche aber auch das Leben genießen kann und genießt nicht nur hochwertige Musik, aber auch zum Beispiel das Picknick an diesem beliebten englischen Ausflugsort. Das Ferienfeeling gehört einfach zu Glyndebourne,“ sagte vor dem Abflug nach England Václav Luks.

An der neuen szenischen Einstudierung fing er in London schon am Anfang Juni zu arbeiten, zusammen mit dem Londoner Orchester der historischen Instrumente Orchestra of the Age of Enlightenment, mit der Walliser Regisseurin Adele Thomas, mit der Darstellerin der Titelrolle, der amerikanischen Sopranistin Joélle Harvey, der britischen Mezzosopranistin Jennifer Johnston (Juno), dem britischen Tenorist Stuart Jackson (Jupiter) und mit weiteren Solisten.

Sopranistin Joélle Harvey in der Rolle der Semele (rechts).

Das Ursprungspublikum der Oper Semele von Händel, einer Geschichte und Musik voll Sehnsucht und Sinnlichkeit, musste schockiert gewesen sein. Anstelle des traditionellen Händelschen biblischen Dramas wurden die Zuschauer mit einer Menge an lasziven römischen Göttern und dessen tödlichen Spielchen konfrontiert. Semele ist bei weitem nicht nur ein geistliches Drama, aber eine provokant weltliche Geschichte über Verführung und Ehebruch.  „Semele kombiniert in sich Liebesintrigen einer klassischen Sage, solistische Virtuosität einer italienischen Oper und wunderschöne Oratorienchöre.  Ist also das Beste von allen möglichen Welten, ein Werk, das szenische Regeln überschreibt, “ lassen die Organisatoren des Festivals von sich hören.

Sopranistin Joélle Harvey in der Rolle der Semele.

Glyndebourne befindet sich am Rande von Nationalpark South Downs im östlichen Teil von Sussex. John Christie und seine Ehefrau, die Opernsängerin Audrey Mildmay, gründeten hiesiges Festival im Jahr 1934. In der Gegenwart findet es von Mai bis August mit Programm von sechs Operntiteln im Opernhaus für 1.200 Zuschauer statt. Glyndebourne veranstaltet auch Tage der offenen Türen für Familien mit Kindern, Kunst- und Archivausstellungen oder eine Herbstsaison von Opernvorstellungen und Konzerten, welche die aufstehenden Stars in den Vordergrund stellen. Ganzjährig funktioniert auch das dortige Ausbildungs- und Erziehungsprogramm.

Diesjährige Festival bietet neben der Händeloper Semele, eine Premiere Aufführung von Poulencs Oper Gespräche der Karmelitinnen, und nach mehr als zehn Jahren auch Mozarts Don Giovanni. Zu den weiteren drei diesjährig aufgeführten Inszenierungen gehören Brittens Sommernachtstraum, Stravinskis Rake’s Progress (Der Wüstling) oder Donizettis große romantische Komödie Der Liebestrank.

Foto: Petra Hajská, Richard Hubert Smith/Glyndebourne Productions